Geheime Machenschaften am Hindukusch

Der Bundeswehrsoldat Tim Sander erlebt als nach Afghanistan entsandter Angehöriger des geheimen Kommandos Spezialkräfte (KSK) Merkwürdiges: Ein Hilfstransport entpuppt sich als Waffenlieferung aus Deutschland, ein Bergdorf, in dem sich die Truppe aufhält, gerät unter Beschuss der Verbündeten – ein Versehen, so heißt es später. Von offizieller Seite werden weder Waffenlieferung noch das Friendly Fire hinterfragt.

Fünf Wochen danach ist der Einsatz beendet, allerdings darf Sander nicht sofort nach Düsseldorf zu seiner Frau Julia, sondern kommt zur Erholung in eine Kurklinik an den Bodensee. Dort lernt er Felix May kennen, einen SEK-Polizisten, der ebenfalls aus der rheinischen Metropole stammt. May war dabei, als bei einem Einsatz ein harmloser Student mit einem flüchtigen Räuber verwechselt und erschossen wurde. Als May hört, dass sein Partner Kottmann, der unglückliche Schütze, Selbstmord begangen hat, bricht er Kur und SEK-Karriere ab. Er macht Ela Bach, Leiterin des KK 11 und ermittelnde Beamtin im Fall des toten Studenten, verantwortlich für den Tod des Partners.

Ein Wiedersehen mit Ela Bach

Bach, die sich ihr Vorgehen selbst vorwirft, stürzt sich in Arbeit, um das Geschehene zu vergessen. Sie begibt sich auf die Suche nach einer vermissten Prostituierten, die möglicherweise einem sadistischen Mörder zum Opfer fiel.

May ist inzwischen Mitglied im Einsatztrupp der Polizeiinspektion Mitte und damit beauftragt, den weiterhin flüchtigen Räuber zu jagen. Auf der Suche nach dessen Unterschlupf stößt er auf eine Leiche. Die grausamen Verletzungen lassen keinen Zweifel zu: Die Frau wurde ermordet. May kennt das Opfer: Es ist Julia, die Frau des Afghanistanheimkehrers, von der ihm Tim Sander ein Foto gezeigt hatte.

Die einberufene Soko hält bald Tim Sander für verdächtig, doch Ela Bach und Felix May gehen eigenen Theorien nach. Für Bach steht der Mord mit dem Fall der verschwundenen Prostituierten in Zusammenhang. May ist überzeugt davon, dass jener Räuber Julia getötet hat. Allerdings hält die Tote für die ermittelnden Beamten noch einige Überraschungen parat …

Die Verletzlichkeit der menschlichen Seele

In seinem siebten Roman schlägt der Düsseldorfer Kriminalschriftsteller Horst Eckert einen spannungsreichen Bogen von den Gebirgswüsten Afghanistans in die Schattenseiten einer westdeutschen Großstadt. Lüge, Schuld, Gewalterfahrungen und ihre Auswirkungen auf die menschliche Seele – das sind die Themen hinter der raffinierten, fesselnden Handlung. Dabei wird der Polizeiapparat zur Metapher für die Gesellschaft. Die Hauptfiguren des 44-jährigen gelernten Journalisten ermitteln nicht bloß, weil es ihr Job ist, sondern weil sie nicht anders können: getrieben von Traumata aus ihrer Vergangenheit, besessen von der Idee, ihr eigenes Leben in Ordnung zu bringen, indem sie einen Mörder fangen.

Grafit, 283 Seiten, 9,99 Euro.